Wassergehalt im Honig
Die Frage nach dem Wassergehalt im Honig beschäftigt Imker seit Langem und ist Gegenstand vieler Diskussionen. Ich möchte das Thema hier um eigene Erfahrungen ergänzen und mich auf Erkenntnisse beziehen, die insbesondere Imker mit Magazinbetriebsweise betreffen könnten. Konkret geht es dabei um das Verhältnis zwischen der Honigdichte und der Qualität der Bienenbesetzung im erweiterten Beutenraum. Viele Imker stellen immer wieder fest, dass die traditionelle Empfehlung, ausschließlich vollständig verdeckelte Honigwaben zu schleudern, nicht zwangsläufig eine ausreichend niedrige Wasserquote im Honig garantiert.
Diese Problematik wurde eingehend von MVDr. Zdeněk Klíma in einem seiner Vorträge behandelt, der auf youtube.com angesehen werden kann. Im Folgenden möchte ich eine seiner essenziellen Aussagen zusammenfassen und zugleich durch eigene Erfahrungen erläutern. Herr Klíma gibt unter anderem zu bedenken, dass eine zu großzügige Erweiterung des Magazinraumes während des Nektareintrages dazu führen kann, dass sich die Bienen weniger intensiv auf die einzelnen Honigwaben konzentrieren und somit die Entfeuchtung (Ventilation) des frisch eingetragenen Nektars verringert wird. Aus eigener Praxis kenne ich Situationen, in denen die Bienen selbst übermäßig großzügig gegebene Räume mit Waben ausbauen, füllen und schließlich verdeckeln. Der daraus geschleuderte Honig kann dennoch eine zu hohe Wassermenge (19 % oder mehr) enthalten – auch, wenn er vollständig verdeckelt war. Ein Mittel, um dies zu verhindern, liegt darin, die Erweiterung des Beutenraumes wohldosiert und mit angemessenem Timing vorzunehmen, um stets sicherzustellen, dass die Räume stark genug mit Bienen besetzt werden, um die notwendige Trocknung des Honigs zu gewährleisten.
Meine eigene Betriebsweise konzentriert sich hauptsächlich auf Magazinbeuten mit Langstroth 3/4 Zargen. Aus Nostalgie halte ich auf einem anderen Stand mehrere Bienenvölker in Beuten mit gemischtem Wabenmaß, genauer mit Brutraummaßen 37 x 30 sowie zusätzlichen Halbzargen 37 x 15 für Honig. Letztere erbte ich von meinem Imkerlehrer, sie unterscheiden sich von klassischen zweiräumigen Beuten lediglich durch das Hinzufügen einer Halbzarge. Schon sehr früh bemerkte ich bemerkenswerte Unterschiede bei der Dichte des gewonnenen Honigs, führte diese Differenzen aber lange Zeit hauptsächlich auf unterschiedliche Trachtverhältnisse zurück. Während meine Langstroth-Beuten vielfach Reparbs-Trachten mit intensiver und kurzer Blütezeit vorfinden, sammeln die Bienen in den 37 x 30 Beuten ausschließlich in einer natürlichen Umgebung mit eher wilden Pflanzenbeständen. So kam ich ursprünglich zu der Annahme, dass insbesondere die kräftige und kurze Rapsblüte die Ursache für den höheren Wassergehalt beim Honig aus den Langstroth-Beuten sei. Irritierend war allerdings, dass auch bei späteren Trachten – beispielsweise der Linde – der Honig auf dem Langstroth-Stand vergleichsweise dünnflüssiger ausfiel, wenn auch nicht ganz so dünn wie bei der Rapsblüte. Gleichzeitig stellte ich Unterschiede in der Honigdichte auf Waben fest, je nach deren Position innerhalb der Zargen: Verdeckelter Honig der mittleren Rähmchen zeigte meist signifikant niedrigeren Wassergehalt als an den Randbereichen, besonders dort, wo zuvor Brutwaben umgehangen wurden.
Nachdem ich schließlich obengenannten Vortrag von Herrn Klíma gehört hatte, konnte ich meine Beobachtungen in einen breiteren Zusammenhang setzen. In den vergangenen zwei Jahren gehe ich deutlich vorsichtiger bei der Erweiterung meiner Langstroth-Beuten vor, auch wenn dies ein sorgfältigeres Schwarmmanagement erfordert. Das Resultat zeigte sich unmittelbar und deutlich an der Honigqualität: Seitdem ist der gewonnene Honig bereits ab den frühesten Trachten optimal trocken, und die Unterschiede zwischen meinen beiden Standorten haben sich beinahe komplett ausgeglichen. Die Vorteile der Magazinbetriebsweise sind unbestritten – dennoch sollte jeder Imker beim Erweitern seines Beutenraumes größten Wert auf das richtige Timing und angemessene Erweiterungsumfänge legen.
Aus der Zeitschrift Imkerei, Autor: Zdeněk Bělohlávek