Vermehrung von Bienenvölkern – Bildung und Pflege von Ablegern
Aktuell verlieren viele Imker wiederholt Bienenvölker. Die gezielte Vermehrung bzw. die Erneuerung der Völker durch Ableger gewinnt deshalb stark an Bedeutung. Diese Methode hält wertvolle Genetik im Bestand und ist ein moderner Bestandteil der Imkerei.
Warum Ableger bilden?
Ableger sind sowohl für Anfänger als auch für erfahrene Imker eine nützliche Methode:
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Eigene Völker nach Überwinterungsverlusten rasch wieder aufbauen.
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Wirtschaftliche Stabilität durch den möglichen Verkauf überschüssiger Ableger.
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Gezielte Schwächung des Muttervolks reduziert das Schwarmrisiko.
Traditionelle und moderne Methoden der Völkervermehrung
Historisch wurden Bienenvölker durch das natürliche Schwärmen vermehrt. Ältere Imkerzeitungen bewerben stolz „hervorragende Schwärme“. Heute gilt ein Schwarmtrieb allerdings als hinderlich, da:
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Der Honigertrag deutlich sinkt.
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Die Imkerei arbeitsaufwendiger und unberechenbarer wird.
In der modernen Imkerei werden Völker meist über gezielte Ableger oder Kunstschwärme vermehrt.
Wann und wie Ableger gebildet werden sollten
Der ideale Zeitpunkt ist, wenn das Volk seinen Entwicklungszenit erreicht hat, meist:
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Am Ende der ersten größeren Tracht (z. B. Raps oder Obstblüte), also im Mai.
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Bei besonders frühem Frühling schon Mitte April.
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Spätestens jedoch bis Ende Juni.
Hinweis: Früh angelegte Ableger benötigen meist nur eine Wabe mit verdeckelter Brut, spätere Ableger eher 3–4 Brutwaben.
Schritt-für-Schritt-Anleitung zur Ablegerbildung
1. Auswahl von Beute oder Begattungskästchen
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Flachbodenbeute: bietet ausreichend Platz und vereinfacht das Füttern.
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Styrodur-Begattungskasten: sorgt für bessere Isolation und leichteres Handling.
2. Entnahme der Brutwaben und Bienen
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Nehmen Sie möglichst verdeckelte Brutwaben.
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Bleibt der Ableger am selben Standort, müssen mehr junge Bienen hinzugegeben werden, da die Flugbienen zum Muttervolk zurückkehren.
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Kontrollieren Sie immer, dass die Altkönigin im Muttervolk verbleibt.
3. Standortwahl und Transport von Ablegern
Setzen Sie Ableger mindestens 5 km entfernt, damit die Flugbienen nicht zum Ausgangsstand zurückkehren. Wichtige Hinweise:
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Achten Sie auf einen aktuellen Faulbrut-Untersuchungsnachweis.
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Fügen Sie stets einen Futterrahmen hinzu und isolieren Sie mit Styrodurplatten zur besseren Entwicklung.
Königinnauswahl für den neuen Ableger
Für die Königin gibt es folgende Alternativen:
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Gekaufte, begattete Königin: fängt sofort an zu legen, ist aber oft nicht direkt verfügbar.
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Reife Weiselzellen: erhältlich bei Züchtern.
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Eigene Nachzucht aus bewährtem Volk: kann durch gezielte Umlarvung vorbereitet werden (mindestens 11 Tage vorher).
Wie wird eine Weiselzelle korrekt zugesetzt?
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Die Weiselzelle wird zwischen zwei Brutwaben in der am dichtesten besetzten Wabengasse eingehängt.
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Platzieren Sie die Zelle entweder zwischen die Oberträger oder im oberen Drittel der Wabe.
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Notweiselzellen, die eigens gezogen werden, sind oft minderwertig und daher nicht zu empfehlen.
Vorteile gezielter Ablegerbildung
Kontrollierte Ablegerbildung ist modernen Methoden des natürlichen Schwärmens überlegen:
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Ermöglicht gezielte Vitalitäts- und Leistungsauslese.
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Stärkt die Betriebswirtschaft im Bienenstand.
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Reduziert Verlustrisiken und erlaubt gezieltes Gesundheitsmanagement.
Wer diese Methoden sorgfältig plant und anwendet, profitiert nachhaltig von stabilen und leistungsfähigen Völkern.
Königinnenkontrolle im Ableger
Etwa zwei Tage nach dem voraussichtlichen Schlupf der neuen Königin sollte der Ableger kontrolliert werden. Es gibt drei typische Situationen:
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Erfolgreich geschlüpfte Königin: Die Weiselzelle sieht wie eine geöffnete Dose mit abgerundetem Deckel aus. Die junge Königin ist bereits im Volk und muss nicht gesucht werden.
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Alte Königin versehentlich zugesetzt: Ist die Zelle seitlich geöffnet, wurde die ursprüngliche Alte versehentlich übertragen. Sie zerstört die Zelle, woraufhin Notweiselzellen nachgezogen werden.
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Unentwickelte oder nicht geschlüpfte Königin: Selten bleibt die Zelle verdeckelt. Ursache kann eine Entwicklungsstörung sein; dann sollte eine neue Zelle nachgesetzt werden.
Begattung der neuen Königin – Voraussetzungen und Ablauf
Die junge Königin ist etwa fünf bis sechs Tage nach dem Schlupf paarungsbereit. Der richtige Ablauf des Hochzeitsflugs ist entscheidend für Qualität und spätere Legeleistung:
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Bei schönem Wetter fliegen die Königinnen meist nachmittags (13 bis 17 Uhr) in die Paarungsgebiete.
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Notwendig sind mindestens 20 °C und möglichst klarer Himmel – „Sie muss ein Stück blauen Himmel sehen“.
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Die Begattung erfolgt mit 6–10 Drohnen an sogenannten Drohnensammelplätzen.
Vorsicht bei schlechtem Wetter! Bei Regen, Kälte oder Wind verzögert sich der Hochzeitsflug. Eine Verzögerung von ein bis zwei Wochen ist unproblematisch, längere Ausfälle führen jedoch oft zu:
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Schäden an der Königin.
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Legende Jungfernköniginnen (ungepaart oder Drohnenbrütigkeit).
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Verlust der Königin, was zur Buckelbrut führt.
Bei Anzeichen von Weisellosigkeit (Unruhe, verstärkte Drohnenbrut) kann der Ableger meist noch gerettet werden, indem eine reife Weiselzelle zugesetzt wird.
Kennzeichnung und Entwicklung der jungen Königin
Sobald die Jungkönigin stiftet, sollte sie mit der entsprechenden Jahresfarbe markiert werden (2025: Blau).
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2025 – Blaue Kennzeichnungsfarbe
Zur raschen Entwicklung empfiehlt sich, den Ableger mit kleinen Futtergaben weiter zu fördern.
Weitere Möglichkeiten zur Ablegerverwendung:
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Gefahrlose Königinnenumweiselung im Hauptvolk durch Zusammenschließen im Sommer.
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Überwinterung zur Bestandssicherung – der Ableger dient als Reservevolk für das nächste Jahr (entsprechende Varroabekämpfung und Wintervorbereitung sind notwendig).
Alternative Methode: Bildung von Kunstschwärmen
Die Kunstschwarmbildung ist eine weitere bewährte Methode zur Vermehrung von Bienenvölkern, insbesondere:
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Falls hochwertige oder seltene begattete Königinnen zugesetzt werden sollen.
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Bei hohem Bienenaufkommen nach der Tracht.
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Optimal bis spätestens Ende Juli durchzuführen.
Einfache Bildung und Installation eines Kunstschwarms:
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Sammeln Sie 2–3 kg Bienen (ohne Altköniginnen) aus mehreren Völkern in eine Schwarmkiste.
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Hängen Sie eine junge, begattete Königin in einem Zusetzkäfig mit Futterteig in die Kiste.
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Stellen Sie den Kunstschwarm zwei Tage lang kühl und dunkel, füttern Sie ihn mit ca. 1 Liter Zuckerlösung.
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Während dieser Zeit vereinigen sich die Bienen als künstlicher Schwarm.
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Am Abend des dritten Tages werden sie in eine vorbereitete Beute mit Mittelwänden oder Leerwaben eingewöhnt.
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Am ersten Tag nach dem Einschlagen nicht füttern, am Folgetag mit der Fütterung beginnen und die Futtermenge steigern.
Fazit: Vorteile gezielter Ableger- und Kunstschwarmmethoden
Beide Methoden sind äußerst effektiv für die Völkervermehrung:
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Ableger: Ermöglichen kontrollierte Nachzucht, reduzieren den Schwarmtrieb, stabilisieren den Bestand und sichern Königinnenreserve.
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Kunstschwärme: Besonders im weiteren Saisonverlauf ideal zur Integration besonderer Königinnen oder Erweiterung des Bestands.
Das systematische Anwenden dieser Techniken hilft Ihnen, den Bienenbestand erfolgreich zu erweitern und den Schwarmtrieb deutlich zu senken.
Nach Fachartikeln von Dipl.-Ing. Oldřich Veverka, sinngemäß umgesetzt




































































































































































































