Wie entsteht Bienenwachs
Bienenwachs ist ein weiteres wichtiges Produkt der Bienen. Sie verwenden es als Baumaterial, aus dem sie fast alles herstellen. Imker haben jedoch gelernt, Bienenwachs zu verarbeiten, weshalb wir es heute vor allem von Bienenwachskerzen kennen.
Beim Bau der Waben schwitzen die Bienen das Wachs auf sogenannten Wachsspiegeln auf der Unterseite des 3.-6. Segments (Tergit) des Hinterleibs aus. Die Chitinwand der Spiegel ist perforiert mit mikroskopischen Öffnungen, durch die bei erhöhter Anstrengung das Sekret als frisches Wachs herausgeschleudert wird. An der Luft erstarrt es und nimmt die Form eines Schüppchens mit dem anatomischen Abdruck des Spiegels an. Auch wenn sich das Schüppchen ablöst, bleibt es teilweise unter dem überstehenden Rand des benachbarten Segments verborgen.
Das Gewicht eines 0,5 mm dicken Schüppchens liegt zwischen 0,8 und 2 mg. Die energetische (stoffwechselbedingte) Belastung bei der Wachsproduktion ist hoch. Zur Herstellung von 1 kg Wachs verbrauchen die Bienen 3,5-10 kg Honig und etwa 50 g Pollen.
Verarbeitung
Die Bienen sammeln das Schüppchen bei Bedarf mit einem Bürstchen des dritten Beinpaares und bearbeiten es mit ihren Mandibeln. Es entsteht eine weiße, quarkartige Masse. Durch den Einfluss von Speichel wird sie geschmeidig, sofern die Umgebungstemperatur zwischen 33 °C und 36 °C liegt.
Neue Wabenwerke werden von den Bienen dadurch angelegt, dass sie sich an die Decke des besiedelten Hohlraums hängen und mit ihren Beinen ineinander verhakt einen lebenden Vorhang bilden. In dieser Position verarbeiten sie gemeinsam das produzierte Wachs und formen gemeinsam die Wand der Wabe.
(In Bienenstöcken bauen die Bienen die Waben auf vorgepressten Wachsmittelwänden. Diese Mittelwände werden bei Bedarf und in der gewünschten Größe vom Imker in den Bienenstock eingesetzt).
Das neue Wabenwerk hat eine weißgelbe Farbe. Die Fachterminologie der Imker bezeichnet es als „Jungfernwabe“. Jede geschlüpfte Biene hinterlässt in der Zelle eine „Hülle“, wodurch die Wabe ihre Farbe ändert und im Laufe der Zeit von einem Farbton wie geröstetem Brot zu dunkelbraun und schließlich schwarz wird. Mehrjährige Waben sind schwarz.
Verwendung
Bedeutung für die Bienen
Bienenwaben, die beidseitig von einer dichten Struktur sechseckiger Zellen durchzogen sind, werden von den Bienen für folgende Zwecke verwendet:
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Zur Lagerung von Honig- und Pollenvorräten
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Zur Entwicklung von Bienenbrut – frühe Entwicklungsstadien neuer Individuen (Eier, Larven, Puppen)
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Leere Waben (Sushi) in den Randbereichen des Bienenstocks oder in der Baumhöhle dienen als Wärmedämmung
Bedeutung für den Menschen
Erwähnungen über die von Bienenprodukt strotzenden tschechischen Länder stammen aus dem 10. Jahrhundert. In den sogenannten Refestettschen Zolllisten wird Wachs als aus Böhmen exportierte Ware aufgeführt. Besonders während der Herrschaft von Kaiser Karl IV. war Wachs Teil der Steuerabgaben als wichtige Rohstoff für die Herstellung von Wachskerzen – ein Luxusgut des Mittelalters. Heute findet sich Bienenwachs in vielen Produkten, die wir täglich verwenden.
- Pharmazeutische Industrie – in der Überzugsmaterial von Tabletten, verzögert die Auflösung des Medikaments und verlängert dessen Wirksamkeit
- Medizin – Bestandteil einer sterilen Mischung (Horsley-Wachs) als Dichtungsmittel bei Operationen des Schädelknochens
- Metallindustrie – zur Konservierung von vor allem Waffensystemen
- Metallguss, Schmuckherstellung – für die Herstellung von Gussformen mittels der „verlorenen Wachs“-Technologie
- Leichtindustrie – zur Imprägnierung von Holz, Schuhpolitur, speziellen Lacken
- Restaurierung – Bestandteil historischer Restaurierungstechnologien bei der Restaurierung historischer Gegenstände
- Lebensmittelindustrie – wird unter der Kennung E901 angegeben (z.B. glänzende Oberfläche von Linsen)
Zusammensetzung
Wachs enthält bis zu 284 verschiedene Bestandteile. Nicht alle wurden identifiziert, aber etwa 111 davon sind flüchtige Stoffe. Aus quantitativer Sicht sind die bedeutendsten Monoester und Diester von gesättigten und ungesättigten Kohlenwasserstoffen, freie Fettsäuren und Hydroxypolyester.
Die Hauptbestandteile sind Alkylester von Fettsäuren (insbesondere Myricylester der Palmitinsäure), die Hauptsäuren sind Cerotinsäure und Neocerotinsäure, die Hauptalkohole sind Myricylalkohol und Cerylalkohol.
Bestandteil | Komponenten | Gehalt |
Kohlenwasserstoffe | gesättigte Kohlenwasserstoffe C13-39 (ca. 66%) cis-Alkene C31-33 verzweigte Kohlenwasserstoffe, die von normalen Mikroorganismen nicht verstoffwechselt werden | 14% |
Monoester | hauptsächlich Palmitinsäure mit C24-32 Alkoholen | 35% |
Diester | enthalten 15-hydroxypalmitinsäure gebunden an α-, ω-1-Diole mit Palmitinsäure oder einer ungesättigten Säure | 14% |
Triester | enthalten zwei Hydroxysäuren oder eine Hydroxysäure mit einem Diol in der Mitte | 3% |
Hydroxymonoester | Ester von Diolen mit einer Säure oder Hydroxysäure mit einem gesättigten Alkohol (C40-50) Hydroxypolyester haben eine größere Molekularmasse und Kettenlänge | 4% |
Hydroxypolyester | hauptsächlich Ester von 15-hydroxypalmitinsäure mit C32-44 | 8% |
Säureester | dto., aber die Kette ist länger | 1% |
Säurepolyester | hauptsächlich C24, weniger C26 und C28 | 2% |
freie Säuren | 12% | |
freie Alkohole | 1% | |
nicht identifiziert | 6% |