Bienenwachskerzen: Ziehen, Rollen oder Gießen?
Selbstgemachte Kerzen aus 100% Bienenwachs sind ein außergewöhnliches Präsent zur Weihnachtszeit und begeistern mit wohligem Licht und natürlichem Duft. Ihre Beliebtheit liegt auch darin, dass sie – wie Honig – regelmäßig gebraucht werden und laufend Nachschub aus frischer Produktion möglich ist.
Es gibt unterschiedliche Wege zur Kerzenherstellung: Ziehen durch wiederholtes Eintauchen des Dochtes, kreatives Modellieren, Rollen von Kerzen aus vorgefertigten Mittelwänden oder das Gießen in spezielle Formen. Jeder Ansatz hat seine Besonderheiten:
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Gezogene Kerzen überzeugen durch ihr Aussehen, erfordern aber Geduld, spezielles Werkzeug und etwas Übung.
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Handmodellierung regt die Kreativität an, nimmt jedoch viel Zeit in Anspruch und kann anstrengend sein.
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Gerollte Kerzen aus Bienenwachs-Mittelwänden lassen sich schnell formen, haben aber eine kürzere Brenndauer und höhere Materialkosten.
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Gegossene Kerzen sind ein idealer Kompromiss – sie brennen lange, lassen sich effizient herstellen und sind weniger kraftaufwändig.
Wie bereite ich den Arbeitsplatz zum Gießen vor?
Zum Schmelzen des Wachses empfiehlt sich ein elektrischer Einkochautomat mit Thermostat. Füllen Sie ein älteres, unbeschädigtes emailliertes oder Edelstahlgefäß mit Wachs-Pellets (beziehbar im Imkershop oder Hobbyhandel). Den Automat auf „Kochen“ stellen und mit einer Decke oder einem Handtuch umwickeln, fixiert mit Gummibändern. Nach dem Schmelzen die Temperatur auf 70°C einstellen. Für kleinere Mengen eignet sich auch ein Milchtopf.
Vorbereitung der Formen und Dochte
Obwohl Kunststoffformen günstiger sind, empfehlen wir aus Erfahrung Silikonformen – gekauft oder selbst gefertigt. Aus Silikon kann die fertige Kerze spielend leicht entnommen werden.
Die Wahl des richtigen Dochtes ist entscheidend: Dafür messen Sie den Durchmesser der dicksten Stelle der Kerze. Zum Beispiel bei 5,3 cm wählen Sie Dochtgröße Nr. 5, oder sicherheitshalber Nr. 6. Es ist ratsam, Dochte unterschiedlicher Stärken (2, 4, 6, 8, 10) vorrätig zu haben. Setzen Sie den Docht so ein, dass unten etwa 1 cm, oben ca. 2 cm herausragen.
Schließen Sie die Form fest mit Gummibändern verschiedener Größe. Achten Sie darauf, weder zu locker (Wachs läuft aus) noch zu fest (Kerze kann beim Aushärten verformt werden) zusammenzupressen. Lange, schmale Formen können mit einer angeritzten Kunststoffhülse zusätzlich stabilisiert werden – fixieren Sie diese mit Klebeband.
Der Gießvorgang
Stellen Sie die Formen auf ein Drahtgitter, so dass der Docht gerade hängt. Gießen Sie das Wachs zügig und gleichmäßig, um horizontale Schichten oder Streifen zu vermeiden. Beim Abkühlen zieht sich Wachs zurück – füllen Sie die Form daher etwas über und bilden Sie einen kleinen „Gipfel“ an der Oberseite der Kerze.
Docht korrekt platzieren
Verzichten Sie auf aufwändiges Fixieren des Dochtes mit Stäbchen oder Gummibändern. Warten Sie nur einige Minuten, bis sich eine leichte Haut gebildet hat, ziehen Sie den Docht vorsichtig straff – er verbleibt automatisch in der Mitte der noch weichen Kerze.
Entnahme der Kerze aus der Form
Dank Silikon gelingt das unkompliziert. Bei rund 70°C Wachstemperatur können kleine Kerzen leicht schon nach etwa 10 Minuten, größere nach etwa 30 Minuten entnommen werden. Ziehen Sie niemals am Docht. Öffnen Sie die Form vorsichtig, sodass die Kerze von allein in ein vorbereitetes weiches Tuch oder direkt in die Hände gleitet.
Feinschliff und Abschlusstipp
Schneiden Sie den Docht mit einer Zange auf die gewünschte Länge. Das obere Ende kurz in geschmolzenes Wachs tauchen – so erhält die Kerze ein professionelles Aussehen und lässt sich leichter entzünden. Mit einem leicht erhitzten alten Topf- oder Bügelflächenboden können Sie die Kerzenbasis begradigen – achten Sie darauf, dass die Oberflächen nicht zu heiß sind.
Warum bevorzugen wir das Gießen?
Nach zahlreichen Experimenten mit verschiedenen Methoden empfehlen wir das Gießen mit Silikonformen. So gelingt es mühelos, attraktive Kerzenformen für verschiedenste Geschmacksideen herzustellen. Das Verhältnis von Aufwand zu Ergebnis ist optimal.
Aus dem Imkermagazin Dr. Pia Aumeier, Carsten Fröse, Werner Volkmann, Übersetzung: Ing. Marie Šindlářová




































































































































































































