September – günstiger Zeitraum zum letzten Königinnenaustausch

Im September nimmt auf den Bienenständen die Aktivität der Bienenvölker allmählich ab. Späte Trachten sind meist unwahrscheinlich; nun konzentrieren wir uns verstärkt auf die Kontrolle des Futtervorrats und dessen Auffüllung, um die gute Überwinterung sicherzustellen. Diese ruhige Phase bietet sich gleichzeitig für den Austausch jener Königinnen an, die in der abgelaufenen Bienensaison keine guten Leistungen erbracht haben.

Späte Trachten im September

Späte Trachten sind im Allgemeinen selten und haben für die Bienenvölker meistens keine entscheidende Bedeutung mehr. In bestimmten Regionen allerdings treten gelegentlich noch relativ ergiebige Spättrachten auf, vor allem Ende August/Anfang September durch die Kanadische Goldrute (Solidago canadensis). Typische Standorte für diese Pflanze sind stillgelegte Industrieflächen, Bahndämme sowie Brachflächen und Haldenlandschaften in Ballungsgebieten. Diese mehrjährige Staude kann bis zu 110 Zentimeter hoch werden und blüht gelb. Findet sie großflächige Ausbreitung, bringt sonniges Septemberwetter gelegentlich mittlere Trachterträge.

Vor rund 25 Jahren berichtete ein Arzt und Imker aus Ostrava im tschechischen Imker-Fachblatt „Včelařství“ über seine Erfahrungen mit dieser Spättracht. Er imkerte in Beuten vom Typ Dadant. Mitte August verabreichte er verfügbare Futtergaben ausreichend früh, um fertig eingelagertes Futter vor Beginn der Goldrutenblüte entnehmen zu können. Stattdessen setzte er Halbzargen mit leeren Waben auf, wodurch das Volk die Spättracht eintragen konnte. Nach dem Ende der Tracht entnahm er den Honig in diesen Halbzargen und gab den Völkern erneut die zuvor entnommenen eingelagerten Winterfutterreserven. Durch diese Methode konnte er pro Volk bis zu 15 kg Goldrutenhonig ernten, betonte aber ausdrücklich, dass dies außergewöhnliche Standorte sind.

Eine Sonderstellung hatte auch die oft noch erinnerte Melizitosetracht im September 2002. Diese begann bereits in der letzten Augustwoche und dauerte bis Mitte Oktober an. Melizitosehonig kristallisierte rasch in den Bienenstöcken, so dass über 50% der betroffenen Bienenvölker damals den Winter nicht überlebten. Eine derartige späte Tracht kann daher unter Umständen ähnlich verheerende Schäden hervorrufen, wie massive Varroa-Probleme.

Überprüfung der Futterreserven und Autumnfütterung

Da das Nahrungsangebot im September typischerweise begrenzt ist, gilt jetzt besondere Aufmerksamkeit der Kontrolle und Ergänzung der Futterreserven. Die nötige Futtermenge für den Winter variiert je nach Stärke der Bienenvölker, Lage des Bienenstands und eigener Erfahrung erheblich. In der Regel ist es besser, im Herbst großzügiger zu füttern, als im Frühjahr durch verspätete Nachfütterung Stress für die Völker zu riskieren. Aufgrund der aktuellen Saison – es bestand meist nur ausreichende Frühtrachten – wird es heuer vielerorts nötig sein, größer angelegte Futtergaben vorzunehmen als in durchschnittlichen Jahren.

Königinnenaustausch im September

Der September bietet sich hervorragend für den Austausch weniger leistungsfähiger Bienenköniginnen an. Am Bienenstand herrscht ruhigere Stimmung, die meisten Futtervorräte sind bereits eingelagert, und aufgrund der milderen Temperaturen sinkt gleichzeitig die Intensität der Such- und Räubereiflüge. Diese Aspekte führen dazu, dass die Erfolgsrate beim Königinnenwechsel im September erfahrungsgemäß bei über 95 % liegt, obwohl die genauen Gründe hierfür nicht vollständig geklärt sind. Möglicherweise hängt der hohe Erfolg damit zusammen, dass nur noch wenige Drohnen in den Völkern vorhanden sind und die Bienen ein intuitives „Bewusstsein“ dafür haben, dass eine Begattung neuer reingezogener Königinnen jetzt kaum noch möglich ist.

Bevorzugt wechselt man Königinnen im Alter von mindestens drei Jahren aus. Solche Königinnen können oftmals in der nächsten Saison keinen optimalen Frühjahrsanstieg mehr gewährleisten. Ebenso werden aber jüngere Königinnen ersetzt, wenn die Nachkommen besonders aggressiv ausfallen oder generell im Volk ausgeprägte Unruhe verbreiten. Außerdem sollten Königinnen, deren Volk im Frühjahr verzögert und geschwächt starteten, sowie alle Schwarmköniginnen unbedingt ausgetauscht werden. Schwarmfreudige Genetik würde sich ansonsten im nächsten Jahr noch stärker ausprägen, was in der Folge frühzeitige Bienenschwärme verursacht.

Man kann die Methode des Königinnenwechsels wählen, die einem am besten aus eigener Erfahrung zusagt. Bewährt hat sich im September ganz besonders, die alte Königin erst unmittelbar vor dem Einsetzen der neuen Königin aus dem Volk zu entfernen. So ist das Bienenvolk nicht längere Zeit weisellos und dadurch auch weniger anfällig für Räuberei. Ebenfalls ist die sogenannte „Ausfressmethode“ mit Futterteigverschluss gängig. Dabei kann zusätzlich eine doppellagige Zeitungsschicht um den Verschluss der Weiselzusatzkäfige gewickelt werden. Diese Zeitungslage verzögert das Freifressen der neuen Königin um ca. zwei Tage, wodurch ausreichend Zeit gegeben wird, einen guten Kontakt zwischen Königin und Arbeiterinnen herzustellen. In den folgenden sieben Tagen sollte man die Ruhe bewahren und keinen Eingriff vorzeitig vornehmen.

Während der Königinnenvergabe sollten keine zusätzlichen Futtergaben durchgeführt werden, auch keine weiteren Maßnahmen, die eine erhöhte Raubaktivität der Bienen hervorlocken könnten. Die sorgfältige September-Umweiselung bringt den Erfolg einer deutlichen Änderung des Volksverhaltens im nächsten Frühjahr mit sich. Voraussichtlich bereits zwischen Anfang April und Ende Mai löst die junge Bienengeneration die über den Winter gezogenen Bienen ab, und die neuen Eigenschaften der eingesetzten Königin treten sichtbar hervor. Diesen Wandel zu beobachten, ist für jeden Imker eine besondere Belohnung.


Ing. Pavel Cimala,
Bienenköniginnenzucht "Camica Cimala".